Die deutschen Debatten um sogenannte Armutsmigranten aus Bulgarien und Rumänien und die Erklärung des Kosovo im Jahr 2015 zum „sicheren Herkunftsland“ drehten sich vielfach um „die Roma“. Die Berichterstattung machte sie in der medialen Wahrnehmung zu einer gesichtslosen Masse, zu Fremden. Dieses „Othering“ hat eine lange Tradition in Deutschland – und das, obwohl viele Sinti und Roma schon lange hier leben, die meisten Sinti-Familien sogar schon seit hunderten von Jahren.

Die Konfrontation mit den immer noch starken Vorurteilen und Ängsten gegenüber Sinti und Roma war uns ein Anlass für die Suche nach konkreten Geschichten in Berlin. Entstanden ist eine Sammlung von Geschichten zu Berliner Sinti und Roma – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Dabei haben wir sehr verschiedene Bezüge zu Berlin gefunden: Wir sind auf ein von Rrom betriebenes Theater gestoßen, haben mit einem Sinto gesprochen, der für sein Leben in Pankow den Zirkusbetrieb aufgegeben hat und wandelten auf den Spuren eines Boxers, der in den 1930er Jahren in Kreuzberg seinen letzten großen Kampf bestritt, bevor er von den Nationalsozialisten ermordet wurde. Das 2012 eröffnete Berliner Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas, dessen Geschichte hier vorgestellt wird, markiert einen wichtigen Erfolg nach jahrzehntelangen Debatten um die Ankerkennung des Opferstatus. Andere Beiträge der Website sind ohne direkten Berlinbezug. Sie beleuchten die Herkunftsgeschichte deutscher Sinti und Roma und stereotype Vorstellungen der deutschen Mehrheitsgesellschaft, die im Nationalsozialismus ihren Höhepunkt fanden.

 

Mit dieser Auswahl an Themen wollen wir die lange Geschichte der Diskriminierung von Sinti und Roma in Deutschland nachzeichnen und aufzeigen, dass „ethnische Zugehörigkeit“ eine schwierige Kategorie und Identität etwas Fließendes ist.

Wir – das sind im Falle dieser Website vor allem VertreterInnen der Mehrheitsgesellschaft. Das liegt auch daran, dass viele VertreterInnen der Minderheiten aus Angst vor rassistischen Übergriffen nicht öffentlich über ihre Situation sprechen konnten. Wir hoffen, mit den zusammengetragenen Geschichten zu dem Wissen über individuelle Lebensläufe und die umfangreiche Geschichte der deutschen Sinti und Roma beizutragen und damit auch antiziganistischen Argumentationen den Boden zu entziehen.

Ein Projekt von Studierenden des Masters Public History der Freien Universität Berlin, Jahrgang 7.

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